JOHANN STRAUSS SOHN: DER WALZERKÖNIG
Johann Strauss Sohn, oft auch einfach als Johann Strauss II bezeichnet, war eine der bekanntesten und bedeutendsten Figuren in der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Er wird als der “Walzerkönig” bezeichnet, da er die Entwicklung des Wiener Walzers entscheidend geprägt hat und seine Werke heute noch als Höhepunkt der Tanzmusik gelten. Strauss war nicht nur ein Komponist von Walzern, sondern auch von Operetten, Polkas und anderen Orchesterwerken, die ihn weltweit berühmt machten.
FRÜHES LEBEN UND FAMILIE
Johann Strauss wurde am 25. Oktober 1825 in Wien geboren. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf, denn sein gleichnamiger Vater war selbst ein berühmter Komponist und Dirigent. Johann Strauss Vater war bekannt für seine Märsche und Tänze, insbesondere den weltberühmten Radetzkymarsch. Johann Strauss Sohn hatte zwei jüngere Brüder, Josef und Eduard, die ebenfalls Musiker wurden.
Der Weg zur Musik: Erste Einflüsse
Schon früh war Strauss von den musikalischen Aktivitäten um ihn herum umgeben. Die Walzer und Märsche seines Vaters prägten seine Kindheit und obwohl sein Vater oft auf Tournee war, hinterließ die musikalische Atmosphäre in Wien einen bleibenden Eindruck auf den jungen Johann. Es war nicht nur sein Vater, sondern auch seine Mutter Anna die ihn in seiner Liebe zur Musik unterstützte und ermutigte, obwohl sie dies oft hinter dem Rücken ihres Mannes tat.
Trotz der Abneigung seines Vaters gegenüber einer Musikkarriere für seinen Sohn, zeigte Johann schon in jungen Jahren großes Interesse an Musik. Er lernte, unterstützt von seiner Mutter, heimlich das Violinspiel. Strauss nahm außerdem Kompositionsunterricht und versuchte, sich die musikalischen Grundlagen selbst anzueignen. Seine ersten Werke schrieb er als Teenager, obwohl sie größtenteils verborgen blieben, um Konflikte mit seinem Vater zu vermeiden. Diese ersten Schritte in die Musikwelt waren für Johann entscheidend, denn sie ebneten den Weg für seine spätere Karriere als Komponist und Dirigent.
Trotz aller Hindernisse setzte Johann Strauss seine musikalische Ausbildung. Der Beginn seiner Karriere war nicht einfach, da er im Schatten des Ruhms seines Vaters agieren musste. Nach dem Tod von Johann Strauss Vater im Jahr 1849 übernahm Johann Sohn jedoch dessen Orchester und vereinte die beiden Ensembles, was ihm half, seine Popularität zu steigern.
Schon bald erlangte er internationale Anerkennung für seine Walzerkompositionen. Werke wie „An der schönen blauen Donau“ (1867), „Geschichten aus dem Wienerwald“ (1868) und „Künstlerleben“ (1867) wurden zu zeitlosen Meisterwerken der Tanzmusik. Sein Stil war geprägt von einer anmutigen Leichtigkeit und einem tiefen Gefühl für Melodie und Rhythmus, die den Wiener Walzer zu einem gesellschaftlichen Phänomen machten.
Eine genauere Auflistung und detaillierte Infos findest du auf unserer Seite zu Strauss’ bekanntesten Werken
Spannungen zwischen Vater und Sohn
Die Beziehung zwischen Johann und seinem Vater war von Spannungen geprägt. Johann Strauss Vater, der sich als Oberhaupt der musikalischen Familie sah, wollte nicht, dass seine Kinder in seine Fußstapfen treten, insbesondere Johann, den er für eine „seriösere“ Karriere vorgesehen hatte. Der Vater befürchtete, dass sein Sohn niemals in der Lage sein würde, seinen Erfolg zu übertreffen, und betrachtete den Versuch, in die Musikbranche einzutreten, als Gefahr für das Erbe der Familie.
Als sein Vater die Ambitionen seines Sohnes entdeckte, versuchte er in jahrelangen Auseinandersetzungen dessen musikalische Ausbildung zu unterbinden. Der Bruch wurde tiefer, als Johann Strauss Sohn schließlich 1844, im Alter von 19 Jahren, entgegen dem Willen seines Vaters sein eigenes Orchester gründete. Diese familiären Spannungen führten schließlich dazu, dass sich der Vater von der Familie trennte. Die Rivalität zwischen den beiden wurde zu einem festen Bestandteil ihrer Beziehung; bis zum Tod von Johann Strauss Vater im Jahr 1849.
Der Walzer als revolutionäre Tanzform
Der Walzer, ursprünglich ein ländlicher Volkstanz aus dem 18. Jahrhundert, entwickelte sich in den Salons und Ballhäusern Wiens schnell zu einem der populärsten Gesellschaftstänze Europas. Im frühen 19. Jahrhundert war der Walzer noch als skandalös angesehen, da er als zu intim und körperbetont galt. Mit der Zeit gewann er jedoch immer mehr an Akzeptanz, insbesondere durch die Werke von Johann Strauss Vater, der den Walzer in die Wiener Gesellschaft einführte und populär machte.
Johann Strauss Sohn revolutionierte den Walzer, indem er ihn musikalisch verfeinerte und ihm einen eleganteren, komplexeren Stil verlieh. Seine Walzer waren mehr als reine Tanzmusik, sondern ebenso Konzertstücke, die das Wiener Publikum mit Freude aufmerksam anhörte. Mit Meisterwerken wie „An der schönen blauen Donau“ und „Wiener Blut“ brachte er den Wiener Walzer zu internationalem Ruhm. Johann Strauss trug entscheidend dazu bei, dass der Walzer als künstlerisch anspruchsvolle Musikform anerkannt wurde und bis heute als Synonym für Wiener Eleganz und Glanz gilt.
Die Kunstform der Operette entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich als leichtere, unterhaltsamere Form der Oper und erfreute sich bald auch in Wien großer Beliebtheit. Während die Oper häufig von ebenso seriösen wie tragischen Melodien und Geschichten geprägt war, bot die Operette meist humorvolle, lebendige Handlungen und eingängige Melodien, die ein breiteres Publikum ansprechen sollten. Komponisten wie Jacques Offenbach prägten die frühe Entwicklung der Operette und legten den Grundstein für dieses neue Genre, das sich durch Leichtigkeit und Witz auszeichnete.
Johann Strauss Sohn spielte eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung der Wiener Operette. Mit Werken wie „Die Fledermaus“ (1874), das als Meisterwerk der Wiener Operette gilt, und „Der Zigeunerbaron“ (1885) gelang es ihm, die Operette auf ein höheres künstlerisches Niveau zu heben. Strauss integrierte Elemente des Wiener Walzers und anderer Tanzformen, um lebendige, mitreißende Musik zu schaffen, die perfekt mit den humorvollen und oft romantischen Geschichten seiner Stücke harmonierte. Er komponierte über 15 Operetten, von denen einige noch heute zu den beliebtesten ihrer Art zählen. Sein Einfluss führte dazu, dass die Wiener Operette international bekannt wurde und den Charakter des Genres nachhaltig prägte.
PRIVATLEBEN
Johann Strauss Sohn führte ein bewegtes und oft turbulentes Privatleben, das stark von seinen drei Ehen geprägt war. Seine erste Ehefrau, Henrietta „Jetty“ Treffz, war eine bekannte Opernsängerin, die ihn nicht nur persönlich, sondern auch beruflich unterstützte. Die Ehe mit ihr, die 1862 geschlossen wurde, gab Strauss Stabilität und Rückhalt, und half ihm, sich ganz auf seine Musik zu konzentrieren. Jetty kümmerte sich um das Management seiner Karriere und war ein wichtiger organisatorischer und emotionaler Anker für den Komponisten. Die beiden blieben bis zu ihrem Tod im Jahr 1878 zusammen, und Strauss trauerte tief um den Verlust seiner Frau.
Nach Jettys Tod heiratete Strauss im selben Jahr die junge Schauspielerin Angelika Dittrich. Diese zweite Ehe verlief jedoch nicht glücklich. Angelika zeigte wenig Interesse an Johanns musikalischen Aktivitäten und strebte selbst nach Aufmerksamkeit und Ruhm. Die Beziehung war von Anfang an konfliktreich, und es kam bald zu Spannungen, die die beiden schließlich auseinanderbrachten. Strauss ließ sich zwar nicht offiziell scheiden, lebte aber getrennt von ihr.
Im Jahr 1887 heiratete Strauss schließlich seine dritte Frau, Adele Deutsch, die ihm in seinen letzten Lebensjahren Stabilität und Zuneigung schenkte. Adele war eine loyale und verständnisvolle Partnerin, die ihn unterstützte und sich für seine Rechte und sein Werk einsetzte. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass Strauss, um die Ehe kirchlich legitimieren zu können, zum Protestantismus konvertierte und die österreichische Staatsbürgerschaft aufgab. Adele blieb bis zu seinem Tod an seiner Seite und half ihm, die Herausforderungen seines späten Lebens zu bewältigen. Sie setzte sich auch nach seinem Tod dafür ein, sein musikalisches Erbe zu bewahren und seine Werke weiterhin bekannt zu machen.
Für nähere Information zu Strauss’ bewegter Familiengeschichte empfehlen wir unseren Artikel zur Strauss-Dynastie!
Späte Jahre und Tod
In seinen späten Jahren zog sich Johann Strauss allmählich aus dem öffentlichen Leben zurück. Er litt zunehmend an gesundheitlichen Problemen, darunter Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie einer chronischen Lungenentzündung. Diese körperlichen Leiden beeinträchtigten seine Fähigkeit, regelmäßig zu dirigieren und Konzerte zu geben. Trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen blieb er bis ins hohe Alter schöpferisch aktiv und komponierte weiterhin Operetten und Tanzmusik, wenn auch in geringerem Umfang.
Eine seiner letzten großen Kompositionen war die Operette „Die Göttin der Vernunft“ (1897), die jedoch nicht den erhofften Erfolg brachte. Strauss’ musikalisches Erbe blieb nichtsdestotrotz ungebrochen stark und seine Werke wurden weiterhin gefeiert. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Wien, wo er, unterstützt von seiner Frau Adele, versuchte, sich bestmöglich zu erholen und seinem Schaffen treu zu bleiben.
Am 3. Juni 1899 erlag Johann Strauss im Alter von 73 Jahren einer Lungenentzündung. Sein Tod markierte das Ende einer Ära in der Wiener Musikgeschichte. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt, wo seine Ruhestätte bis heute als Gedenkort für seine musikalische Genialität besucht wird. Die Musikwelt trauerte um den Verlust des „Walzerkönigs“, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Bis heute sind seine Kompositionen ein fester Bestandteil des Wiener Kulturlebens, und sein Einfluss auf die Entwicklung des Walzers und der Operette bleibt unbestritten.
Johann Strauss Sohn war nicht nur in Wien, sondern auch international ein Superstar. Er unternahm ausgedehnte Konzertreisen durch Europa und Amerika, bei denen er vor Königshäusern und dem Adel auftrat. Seine Musik verkörpert den Glanz und die Leichtigkeit des Wiener Lebensstils im 19. Jahrhundert.
Strauss’ Walzer prägten nicht nur die Gesellschafts- und Tanzmusik seiner Zeit, sondern beeinflussten auch viele spätere Komponisten, darunter Johannes Brahms, der ein Bewunderer von Strauss war. Mit den Worten „Leider nicht von mir“ kommentierte Brahms einst sogar auf einer Widmung die Noten des Donauwalzers, in Anerkennung von Strauss’ unübertroffener Meisterschaft in diesem Genre.
Strauss Vermächtnis
Strauss’ Musik hat auch in der modernen Zeit Bestand. Das Wiener Neujahrskonzert, welches jedes Jahr weltweit im Fernsehen übertragen wird, besteht hauptsächlich aus Werken der Strauss-Familie, insbesondere Johann Strauss Sohn. Diese Tradition hält das musikalische Erbe des „Walzerkönigs“ aufrecht und sorgt dafür, dass seine Kompositionen immer wieder neu entdeckt werden.
Johann Strauss Sohn war ein musikalisches Genie, das es schaffte, den Wiener Walzer zu perfektionieren und weltweit populär zu machen. Seine Fähigkeit, anmutige Melodien mit komplexen Rhythmen zu kombinieren, machte ihn zu einem der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit. Seine Walzer und Operetten haben die Zeit überdauert und sind auch heute noch fester Bestandteil der klassischen Musikszene. Gerade zum Festjahr 2025 ist die Legende des Walzerkönigs so lebendig wie nie.